HEILIGENGRABE - Harte Aufschläge gibt es nicht nur beim Tennis: Oftmals erlebten auch Schüler solche, wenn sie vom Schul- in den Berufsalltag wechseln. Diese Erfahrung hat Frank Bommert gemacht. Er spricht in diesem Zusammenhang gar von einem "abrupten Bruch". Immer wieder erlebe er, dass junge Menschen zu wenig auf das Berufsleben vorbereitet werden. Bommert ist Sprecher für Mittelstands- und Handwerkspolitik der CDU-Fraktion im Landtag. Er stellte am Mittwochabend bei der Firma Krono in Heiligengrabe das Wirtschaftspapier "Starke Wirtschaft, starker Mittelstand, starkes Brandenburg" der CDU-Landtagsfraktion vor.
Gemeinsam mit Robert Wüst, Vorstandsmitglied der Handwerkskammer Potsdam, und dem CDU-Landtagsabgeordneten Gordon Hoffmann hatte er zu einem Wirtschaftsdialog geladen. Vertreter von Verbänden, aus der Industrie und dem Mittelstand sowie Lokalpolitiker diskutierten darüber, welche Prioritäten in der politischen Arbeit künftig gesetzt werden sollten. Unter den Gästen waren auch der stellvertretende Landrat im Kreis Oberhavel, Egmont Hamelow; Jürgen Paul, Vorsitzender des Tourismusvereins Wittstocker Land; der Wittstocker Vize-Bürgermeister und Wirtschaftsförderer Dieter Herm und der Heiligengraber Bürgermeister Holger Kippenhahn sowie Krono-Geschäftsführer und Hausherr Hendrik Hecht. Jan Redmann, stellvertretender Landesvorsitzender und Kreisvorsitzender der CDU, moderierte die Runde. Dabei stachen vor allem zwei Themen heraus: Bildung und Infrastruktur/Verkehr. Grundsätzlich seien Bildungsabschlüsse in Brandenburg kritikwürdig, hieß es. Bei der Bildung drehte sich am Mittwochabend immer wieder alles darum, was Schulen leisten beziehungsweise nicht leisten. Dabei sprach vor allem auch Gordon Hoffmann deutliche Worte. Es müsse Schluss gemacht werden mit der sogenannten Kuschelpädagogik, sagte er mit Blick auf diverse Projekttage oder ähnlichem. In den Schulen fänden viel zu oft Dinge statt, die dort nicht hingehörten. Vielmehr müsse der "Faktor Leistung" wieder in den Vordergrund rücken. Zudem sei der Bildungssektor chronisch unterfinanziert, und die Lehrer seien oft zu wenige, zu alt und zu krank.
Steffen Schmidt, als Regionalleiter für mehrere Biogasanlagen zuständig, sagte, dass Schulen oft nicht in der Lage seien, Schüler auf die Wirtschaft vorzubereiten. "Wir müssen das fördern, was in der Region gebraucht wird", sagte er und schlug zum Beispiel Technik-Kurse vor.
Überhaupt müsste den sogenannten MINT-Fächern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) eine höhere Priorität zukommen, sagte wiederum Bommert.
Beim Thema Infrastruktur und Straßenausbau vermisste Jürgen Paul, Vorsitzender des Tourismusvereins Wittstocker Land, eine "klare Linie". Es gebe keine "verlässliche Planung, wohin wir wollen". Zudem sei die Anbindung per Schiene ins Berliner Zentrum und an den künftigen Flughafen wichtig. Brandenburg und Berlin müssten besser auf ihre jeweiligen Lebenstakte abgestimmt werden, auch in Bezug auf den Handel, hieß es.
Mike Blechschmidt, Sprecher des Vereins Autobahndreieck Wittstock/Dosse, betonte, dass bei der Förderung von Unternehmen stärker darauf geachtet werden sollte, wie sich die Firmen entwickelt haben. "Wie ist die Arbeitsplatzsituation? Wenn die Unternehmen investieren, sollten sie auch unterstützt werden."
Auch Bommert schlug in diese Kerbe: Wo Wertschöpfung betrieben wird, müsse auch gefördert werden. Weitere Schlagworte: Mittelrückgang stoppen; Breitband-Ausbau vorantreiben; Mittelstand nicht zur "Melkkuh" machen; Ausbau der touristischen Infrastruktur; bezahlbare Energie; Sicherung der Ko-Finanzierung für Fördermittel.
Vor der Diskussionsrunde fand für die Gäste eine Führung durch das Krono-Werk statt.